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POP
Anlässlich des Comeback-Albums
„Versatile Heart“ von Linda Thomp-
son titelte der „Independent“ in
London
200 7
in einem Porträt über
sie: „Match made in hell!“ Gemeint
war die Ehe mit Richard Thompson,
die
198 2
mit dem noch gemeinsam
aufgenommenen „Shoot Out The
Lights“ endete. Ihr Ex legte mit
„Hand Of Kindness“
19 8 3
danach
ein großartiges Exemplar dieser
Scheidungs-Platten nach - sein
eigenes „Blood On The Tracks“.
Von der großen Sangeskunst der
Linda Peters alias Thompson zeug-
te erst unlängst wieder „Won't Be
Long Now“.
Das gemeinsam mit den Kin-
dern aufgenommene Projekt, von
Teddy Thompson initiiert, beginnt
im einleitenden Titelsong mit den
CDs
|
NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
Versen „My father is one of the
greats to ever step on a stage/
My mother has the most beautiful
voice in the world.“ Was Rufus
Wainwright längst auch mal hätte
einfallen können, selbst wenn sein
Vater Loudon Wainwright III nie
ein vergleichbar großer Gitarrist
war wie Richard Thompson. Die
folgenden neun Stücke sind eine
entsprechend den musikalischen
Temperamenten wunderbar ab-
wechslungsreiche Mischung aus
Folk Rock, Elegie („Boony Boys“
von Mutter Linda im Duett zum
Niederknien innig gesungen) und
Country, die Instrumental-Suite
„At The Feat Of The Emperor“
wie aus der Zeit gefallen an eine
Phase erinnernd, in der einst Folk
und Psychedelic Rock vermählt
wurden.
Die Duane Eddy-Gitarre bei
Teddy Thompsons Country-Ro-
cker „Right“ spielt mutmaßlich
Vater Richard, der auch bei „That’s
Enough“ zu brillanterer Form
aufläuft als neulich bei seinem
Akustik-Projekt. Bei dieser Klage
eines Arbeitslosen begleitet ihn
die ganze Familie im Chor. Das
von Tochter Kami und Ehemann
vorgetragene „I Long For Lonely“
klingt wie ein verschollener Carter
Family-Klassiker!
Franz Schöler
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★ "
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Rory Block
HARD LUCK CHILD -
A TRIBUTE TO SKIP JAMES
Stony Plain/In-Akustik CD
(46’)
Als Gitarristin und auch als Sän-
gerin der Gospelsongs von Skip
James wie „Jesus Is A Mighty Good
Leader“ überzeugt sie mehr als mit
ihrer Interpretation des berühmten
„Devil Got My Woman“. Vielleicht
macht Rory Block - anders als einst
Jack Bruce mit Cream - darum auch
aus „I’m So Glad“ ihres Idols eine
jubilierende Gospelhymne. Aufge-
nommen ist das alles superb, die
Gitarren von Ms. Block auch beim
„Hard Time Killing Floor Blues“ in
ihrer ganzen Klangfarbenpracht
nah mikrofoniert. Es handelt sich
um das fünfte und letzte Album ih-
rer ganz exzellenten Tribute-Serie.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Richard, Linda und
Teddy Thompson
(v.l.n.r.)
Bryan Ferry
AVONMORE
BMG
/RTD CD
(auch als LP
erhältlich)
(43
’)
Manche der computer-prozessier-
ten Songs, die in der Produktion
um jeden Preis up-to-date klingen
wollen, muten eher wie Klangta-
peten für schicke Boutiquen oder
konzipiert für Modenschauen an.
Kein Zweifel, Bryan Ferry ist auf der
vergeblichen Suche nach einprägsa-
men Melodien wie einst denen von
„Avalon“ (mit seiner Band Roxy Mu-
sic). Wie bei „A Special Kind Of Guy“
ist die Stimme öfter ungewohnt
weit im Mix zurückgenommen, in
bombastischen Finales dafür total
verhallt, wobei Keyboards und Bass
immer wieder vieles überwuchern.
Peinlich missraten sind die Cover-
versionen von „Send In The Clowns“
und „Johnny And Mary“!
F. Sch.
KLANG
★ ★ ★
Foo Fighters
SONIC HIGHWAYS
Roswell/Sony CD
(42)
Während Dave Grohl für den Be-
zahlsender HBO seine Dokumen-
tarreihe „Sonic Highways“ drehte,
nahm er mit den Foo Fighters für
jede der insgesamt acht Episoden
in einer anderen US-Metropole, in
einem anderen legendären Studio
einen Song auf. Das gute achte
Studioalbum bündelt die nun und
klingt trotz der ungewöhnlichen
Vorgehensweise wie aus einem
Guss. In ihrem „Liebesbrief an
die Geschichte amerikanischer
Musik“ (Zitat Grohl) gelingt es der
Gruppe ohne jede Anstrengung,
Radio-Mainstream und simple Riff-
rocker, Punk-Nahes, Orchestrales
und metallisch Vorwärtsrollendes
zusammenzuhalten.
hake
MUSIK ★ ★
KLANG ★ ★ ★
Barry M anilow
MY DREAM DUETS
Verve/Universal CD
(37
’)
Er selbst will’s als Geste der Ver-
ehrung verstanden wissen, etwas
anrüchig bleibt es dennoch, wenn
Mr. Manilow Lieder mit seinen
Idolen aufnimmt, ohne die um ihre
Einwilligung zu bitten. Wie sollte er
auch, alle Sangespartner auf dem
schnulzigen neuen Album sind tot.
Nur mittels heutiger Studiogeräte
war es möglich, Whitney Houston,
John Denver, Judy Garland, Marilyn
Monroe, Sammy Davis Jr. und viele
mehr zum (virtuellen) Duett zu bit-
ten. Das ist tontechnisch perfekt
gelöst, macht bei neu orchestrier-
ten Oldies wie „The Look Of Love“
und „I Believe In You And Me“ auch
einigen Spaß - und bleibt letztlich
doch fragwürdig.
hake
MUSIK -
KLANG ★ ★ ★
Ben Howard
I FORGET WHERE WE WERE
Island/Üniversal CD
(auch als LP
erhältlich)
(54’)
Drei Jahre nach „Every Kingdom“
steigt Ben Howards zweites Al-
bum auf Platz eins der britischen
Charts ein. Doch der Schein trügt:
Mainstream findet hier nicht statt.
Am gefälligsten klingen noch „In
Dreams“ und „She Treats Me Well“.
Mit Fingerpicking und Akustikgi-
tarre nimmt der
2 7
-jährige Sänger
und Gitarrist hier deutliche Folkan-
leihen, während der Titelsong und
weitere Tracks mit verschwurbelten
E-Gitarren und pathetischem Ge-
sang Melancholie zelebrieren und
zu diesem Zweck mit einer guten
Portion Hall unterfüttert wurden.
Radiohits oder Ohrwürmer findet
man auf diesem episch-düsteren
Album nicht.
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MUSIK
KLANG ★ ★ ★
132 STEREO 1/2015
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend | ★ ★ ★ ★ sehr gut | ★ ★ ★ solide | ★ ★ problematisch | ★ schlecht
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